Portrait SegelReporter

Der 15er – die Bonsai Meterklasse.
Vierer aus der Schweiz, Portrait der Mini-Meterklasse 15m² SNS

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Farbenfroh gings bei der diesjährigen Schweizer Meisterschaft der 15m² SNS von Prangins bei Nyon auf dem petit Lac, dem westlichen Ende des Genfer See zu

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Regattasegeln mit Cupperfeeling und Meterklassenappel im klaren Gletscherwasser der Rhone bei Sechard, der themischen Brise aus Ost auf dem Genfer See

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Zwischen dem französischen Yvoire und dem schweizerischen Nyon gab es ideale Segelbedingungen. Da die Formel die Breite in der Wasserlinie ungünstig besteuert, ist der 15m² SNS oben breit und mit schlanker Wasserlinie unterwegs

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15m² SNS segeln ist ab vier Windstärken eine spritzige Angelegenheit. Die Vorsegel verlangen schmal angeordnete Wanten. Im Hintergrund das schweizer Ufer des petit Lac


Die Bonsai Meterklasse
Neulich fand vor Prangins auf dem sogenannten petit lac, am westlichen Ende des Genfer See, die Schweizer Meisterschaft der 15m² SNS statt. Ein Anlass, diese kuriose wie interessante, außerhalb der Schweiz kaum bekannte Klasse einmal vorzustellen.
Teurer noch als die Beschäftigung mit Segelbooten im Allgemeinen ist das Vergnügen im Rennstall der noblen Meterklassen. Die Rede ist von den Regattabooten gemäß 1906 in London vereinbarter International Rule, wie es sie von der 5 mR-Yacht, über Sechser, Achter, Zehner, Zwölfer, 15er, 19er bis hin zum 23er gibt.

Das Einsteigermodell, der Fünfer, ist als handliches wie trailerbares offenes Kielboot mit den Dimensionen eines Drachen noch eine bezahlbare Sache. Doch bereits beim Sechser (circa 10 x 1,80 m) wird die Sache interessanter, mit erheblichem Ballastanteil (bis zu 76 %) Gesamtgewicht (rund 4 Tonnen) und verschleißträchtiger Genua aber auch aufwendiger. Für den Sechser braucht man bereits einen LKW, um zu Regatten zu fahren. Ein etwa neun Tonnen schwerer Achter wird entweder auf eigenem Kiel überführt oder per Tieflader gebracht. Ein Zwölfer schmeißt etwa 20 Tonnen Wasser zur Seite.

Meterklassen sind herrlich antiquiert und gelten aus gutem Grund als Quintessenz des Segelsports. Sie gehen dank ihres großen Ballastanteils rasant an den Wind. Naß und anstrengend wird Meterklasse-Segeln bei frischem Wind, wo die Boote unnachgiebig durch die Welle gehen.

Meterklassen sind eine Droge für Segeljunkies. Ihren besonderen Nimbus verdanken sie dem jahrzehntelangen Status als Olympia- (Zwölfer, Achter, Sechser) und America’s Cup Klasse (Zwölfer). Hinzu kommen die Möglichkeiten, sich mit segeltechnischen Finessen in der Konstruktionsklasse auszutoben. Die Formel hat sich als äußerst produktives Korsett für kompetitives Regattasegeln erwiesen.

Es ist kein Zufall, dass diese Möglichkeiten im Meterklassen-Derivat des 5,5ers nach wie vor mit beharrlichen Neubauten und wachsendem Interesse in deutschen Revieren genutzt werden. Das 1949 von Charles Nicholson entwickelte Boot ist im Wesentlichen ein leichterer, trailerbarer Sechser mit real statt nominell vermessener Segelfläche. Letztlich haben die Kritiker mit ihrer Skepsis gegenüber der von Haus schweren und somit teuren Meterklasse recht behalten.

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Wie bei den klassischen Meterklassen und der Meterboot-Variante des 5,5er gibt es bei den 15ern rasante Heckformen

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Auf manchen Spiegel paßt soeben der Bootsname drauf

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Bonsaicuppern im 15m² SNS vor den Panorama der französischen Alpen

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Der Eidgenössische Vierer ist auch etwas für ältere, erfahrene Steuermänner


Einsteigermodell 15m² SNS
Doch es gibt noch eine weitere Meterklassen-Variante, eine Art verkleinertes Einsteigermodell, die 15m² Serie Nationale Suisse, kurz 15m² SNS genannt. Dieses offene Kielboot mit nominell 15 m² Segelfläche (Großsegeldreieck plus 70 % des Vorsegeldreiecks) wurde Anfang der dreißiger Jahre am Genfer See entwickelt. Wie ein Blick auf die leicht abgewandelte Meterklassenformel zeigt, ist es im Prinzip eine 4m-R Yacht, ein Vierer. Das Boot wurde damals mit zahlreichen Neubauten rasch angenommen. Mit 128 Exemplaren war es von 1940 bis 70 ein gefragter Typ.

Der Erfolg ergibt sich aus den kompakten Maßen. Mit dem sieben Meter langen, gerade einen Meter tief gehenden Schiff findet man in den notorisch engen Häfen der Schweizer Seen einen Liegeplatz. Bei Regatten beschäftigt die Bonsai-Meterklasse drei Segler. Sie 15m² SNS läuft dank deutlich überlappender Genua bereits bei leichtem Wind. Hinzu kommt, dass es sich als handliches Boot auch allein vom Steg schubsen und segeln lässt. Die 15m² SNS ist problemlos zu trailern und der Eigner kann sich im nächsten Winter das nächstschnellere Schiff zum erträglichen Budget ausdenken. Die Bonsai-Meterklasse ist ein reelles vernünftiges Boot, aber dabei nicht langweilig.

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Schön Wohnen und schön Segeln. Am westlichen Ende des Genfer See für manchen Glückspilz eine selbstverständliche Sache

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Hier ist die zur Wasserlinie hin eingeschnürte Spantform der Klasse gut zu erkennen. Die breit im Deck bringt am Wind Hebel beim Ausreiten

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Eine 15m² SNS auf dem spitzen Raumgang. Die Lösungen der Konstrukteuere, die Wasserline nach achtern mit möglichst wenig Gewicht am Spiegel zu strecken waren und sind vielfältig

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Stilvoll mit einem handlichen 7 m Klassiker auf dem Genfer See: Dieses Boot Baujahr 1939 wurde vom Initiator der Klasse, Alfred Amiguet entworfen


Ursprung 1933 in Genf
Entwickelt wurde das Boot damals zunächst von Alfred Amiguet und dann gemeinsam mit seinen Landsleuten A. Godinet und F. Camatte der seinerzeit maßgeblichen Sociéte Nautique Genève gemäß modifizierter Meterklassenformal als eine Art Vierer empfohlen.
Bald nahm sich der Genfer Ingenieur Henri Copponex, der Konstrukteur des ebenfalls eidgenössischen Dreimannkielbootes „Lacustre“ der Klasse an. Copponex präzisierte die Bauvorschriften, was der Haltbarkeit der Boote zu Gute kam, und wurde mit 80 nach seinen Plänen gebauten 15ern zum produktivsten Konstrukteur der schweizerischen Meterklassen Variante.

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Eine 15m² SNS Baujahr 1965, von Bernard Dunant entworfen

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Bei frischem Wind empfiehlt sich anstelle der 12 m² Genua die 7 m² Fock

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Mit dem Gleiten tut sich die verkleinere Meterklasse naturgemäß schwer

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Der Olympiasegler im 5.5er und Lacustre Konstrukteur Henri Copponex zeichnete mit 80 Exemplare der beliebten schweizerischen Kielbootklasse die meisten 15er


Cupperfeeling auf sieben Metern
Populäre und preiswerte Einheitsklassen aus GfK, wie Soling oder Yngling bremsten die Entwicklung der 15m² SNS in den siebziger Jahren aus. Doch kommt seit Ende der neunziger Jahre mit 19 neuen Booten wieder Leben in die Klasse. Das erklärt sich zum Teil mit der Besinnung auf den Reiz klassischer Boote. Hinzu kommt der Meterklassen-Appel mit dem abgewinkelten Vorsteven und den rasant geneigten Spiegelhecks. Wer das Cupperfeeling auf sieben Metern Länge mag, wird sich das Einsteigermodell mit der unterstrichenen 15 im Groß länger ansehen.

In den vergangen Jahren wurden mit SUI 167 und 168 Entwürfe vom 5,5er Matador Sebastien Schmidt und Ruedi Stadelmann bei der Burkhalter Werft in Yverdon und von Thomas Stalder die SUI 170 in Nottwil gebaut. Derzeit laminiert Vincent Zanlonghi ein neues Kunststoffschiff.
Natürlich gibt es heute in diesem Bootsformat coolere, modernere voll Rüsselboote, die bei frischem Wind in voller Gleitfahrt über den Lago gezerrt werden. Es kommen ständig neue Modelle anhand dieses derzeit gefragten Konzepts heraus. Nur werden all diese Neuheiten noch beweisen müssen, ob sie den Bestand der eidgenössischen Meterklassenvariante haben. Die Schweizer sind halt clevere, solide und vernünftige Leute. Sie segeln ein jahraus, jahrein  krisensicheres, bezahlbares und handliches Boot. Sollten dann irgendwann mal Franken mehr zu versenken sein, gibt es ja noch den 5,5er, den Sechser

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Galanter Vorschiffstrimm, wenn auch etwas nachteilig in der Düse. So verkürzt sich die Wasserlinie und bereitet sich der Spinnaker für den nächsten Raumgang vor

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Aufkreuzen vor dem Scloß von Nyon. So kann man mal ein Wochenende verbringen

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Raumschots bis Nyon. Warum packen die anderen schon da vorne ein?

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Heute gehts mal mit der 12 m² Genua

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Leichtwindsegeln am Ausgang des petit lac zur Weite des Genfer See. Immerhin wird der Vierer ohne Backstagen gesegelt

 

Ähnlich wie bei den 5.5er und richtigen Meterklassen ist die Flotte in verschiedene Generationen (Klassisch, Evolution und Modern) aufgeteilt. Die Bauvorschriften wurden geschickt an heutige Erwartungen angepasst: 7/8tel statt ¾ Rigg, Zulassung des geteilten Lateralplans und moderner Baumaterialien.

Quelle: Erdmann Braschos Blog @ SegelReporter.com